Christian Friedrich Hunold - MENANTES

Hier eine kleine Auswahl aus den Werken Menantes:

Alle Verse wurden dem Buch "Leben und Werk des vormals berühmten Christian Friedrich Hunold alias MENANTES" entnommen.
Das Buch erschien 2005 im quartus-Verlag (ISBN 3-931505-74-X) und wurde von Dr.Jens-Fietje Dwars herausgegeben.

Aus dem Frühwerk (1700 - 1707)

Frühling der Liebe
"Stirbt mein Geist durch dein Verlangen,
Ach, so stirbt er wunderschön!"

Als er Amalien im Bade sah
Hilf! Himmel! Welcher Schmuck der perlenweißen Glieder!
Ließ mir der zarte Leib an seiner Blöße sehn!
Die Brüste lagen hier ganz ungewöhnlich schön.
Die Hände spritzten sie am Bauche hin und wieder,
Sie hub das eine Bein zu waschen auf und nieder,
Dass mir das Paradies recht offen konnte stehn.
Ich sang: Amalia, lass mich doch zu dir gehen,
Alleine Scham und Zorn verstimmten meine Lieder.
Ach Venus unsrer Zeit! Du bist Diana nicht,
Die in den Brunnen gleich das Todesurteil spricht,
Doch dacht' dein strenger Grimm mein Leben zu verkürzen,
So fällt Narcissus dort in Brunnen, den er sieht:
Weil nun mein stolzer Geist zu gleichen Spiegel flieht,
So kannst du mich zur Straf' in deinen Brunnen stürzen.

An Margaris,
(die alle Abend auf der Flötedouce spielte)

Viele wussten nicht, warum die art'ge Margaris
Bei jeder Abendstunde
Mit ihrem süßen Munde
Auf einer Flöte blies:
Allein jetzt kann ein jeder Sperling singen,
Was doch die Ursach sei,
Denn jedem fällt nun bei:
Dass man den Hengsten pfeift, so oft sie sollen springen.

Aus dem Spätwerk (1708 - 1721)

Über die Poesie
(in eines guten Freundes Stammbuch)

Der Jugend Poesie ist wie ein schönes Kind,
Das voller Feuer steckt, doch wenig Tugend kennet.
Wenn unsre Jahre nun zur Reife kommen sind,
Wird sie ein edles Weib, das voller Anmut brennet.

Die Tugend zieret sie, sie ist's, die Klugheit schmückt,
Die keusch, indem sie liebt, scharfsinnig, wenn sie dichtet,
Erbaulich wenn sie lehrt, und wenn sie denkt, beglückt,
Die ihre Schuldigkeit mit Ruhm und Lust verrichtet.

In solchem edlen Tun geht diese Schöne fort,
Sie kommt auf eine Bahn, die ihr die Sterne zeigen.
Bis endlich, sind wir nun nicht weit von jenem Port,
Sie mit der Scansion kann in den Himmel steigen.

Über einen Atheisten
(und ob mit demselben zu disputieren sei?)

Ein Meister der Vernunft, und doch der größte Tor,
Der neue Weisheit sucht', und den Verstand verlor.
Der keine Wunder glaubt, und die Natur beschreibet,
Dass, wer ihm glauben will, weitmehr als Wunder gläubet.
Der mit der Ursach' gleich ein Ding so möglich macht,
Dass, wer die Klugheit sieht, und nicht der Torheit lacht,
Selbst unter der Natur nicht die Natur muss kennen,
Und glauben, dass der Mond des Tageslicht zu nennen.
Der, weil der Gottheit Strahl, so wie der Sonnen-Brand,
Ein Auge blenden muss, so steif dahin gewandt,
Und es durchschauen will, aus Unvernunft verneinet,
Was allzu sehr, und nicht nach seiner Schwachheit scheinet.
Der nichts glaubt, was er nicht nach seinem Sinn begreift,
Und im Begriff dennoch wie in der Irre läuft,
Dass wir in seinem Traum, der Atheisten Gründen,
Ein Chaos, aber nur verworrner Torheit finden.
Der sich zur Ruhe schwärmt, wenn das Gewissen beißt,
Gott, der ihm widerspricht, aus seinem Herzen reißt.
Aus Furcht der Straf allhier Gott gläubet und verehret,
Aus Furcht der Straf alldort Gott leugnet und verkehret;
Der, weil er sich zum Vieh erst durch den Willen macht,
Was Viehisches darauf in den Verstand gebracht,
Warum? der erste will nicht steten Vorwurf leiden,
und eine Bestie kann bei der andern weiden.
Wie nun ein wildes Pferd den starken Zaun zereißt,
Den, der sonst regiert, von sich herunter schmeißt,
und in den Unflat wirft: So dürft ihr Atheisten,
da die Vernunft erliegt, euch wieder mich nicht rüsten,
Warum? Ich glaube Gott, der aber hält mir vor:
Der keinen Gott nicht glaubt, der sei der größte Tor.
Wenn ich Narren nun im Mörser auch zerriebe,
So nützt es mir so viel, als Wasser in dem Siebe.